Wechselkurs: Wechselkurssysteme

Wechselkurs: Wechselkurssysteme
Wechselkurs: Wechselkurssysteme
 
Das im Rahmen der Währungspolitik festgelegte Wechselkurssystem ist eines der Merkmale zur Gestaltung der internationalen Währungsordnung. Grundlegend unterschieden wird zwischen einem System flexibler (freier) Wechselkurse und einem System fixer (fester) Wechselkurse. Flexible Wechselkurse sind frei schwankend und bestimmen sich auf dem Devisenmarkt. Fixe Wechselkurse dagegen sind administrativ festgelegt und werden durch Interventionen der Zentralbanken gestützt. Da beide Systeme mit Vor- und Nachteilen verbunden sind, wird gelegentlich versucht, Mischformen zu bilden wie Systeme fester, aber anpassungsfähiger Kurse und Systeme kontrollierten Floatings.
 
 System flexibler Wechselkurse
 
In einem System flexibler Wechselkurse (Floating) werden die Wechselkurse auf dem Devisenmarkt durch Angebot und Nachfrage nach einer ausländischen Währung frei bestimmt. Eine Änderung der Devisennachfrage wirkt sich dabei auf den Preis für die ausländische Währung, also auf die Höhe des Wechselkurses aus. Durch diese Kursanpassung wird im System flexibler Wechselkurse Angebot und Nachfrage von Ex- und Importgütern ebenfalls ausgeglichen, und es besteht ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht. Länder importieren dabei nur so viel, wie sie auch im Allgemeinen durch eigene Exporte finanzieren können. Der Wechselkurs stellt damit im System flexibler Wechselkurse einen Mechanismus (Wechselkursmechanismus) zum Ausgleich der Leistungsbilanz dar.
 
Ein solches System wird z. B. von den USA seit dem Zusammenbruch des Systems von Bretton Woods Anfang der 1970er-Jahre praktiziert. Nachteile flexibler Wechselkurse sind jedoch die Unsicherheit über die Entwicklung des Wechselkurses (Wechselkursrisiko) - die Entwicklung des internationalen Handels kann dadurch beeinträchtigt werden - und die Gefahr des ruinösen Einsatzes des Wechselkursinstruments zur Verbesserung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit.
 
 System fixer Wechselkurse
 
In einem System fixer Wechselkurse entsprechen Wechselkurse keinem Marktpreis wie bei flexiblen Wechselkursen, sondern stellen einen politisch fixierten oder nur innerhalb enger Bandbreiten schwankenden Preis für die Währung einer ausländischen Volkswirtschaft dar. Zur Stabilisierung des Wechselkurses unterliegen die Zentralbanken einer Interventionspflicht, d. h., sie stützen die Devisenkurse durch Kauf und Verkauf der eigenen Währungen. Neben dem Goldstandard war auch das nach dem Zweiten Weltkrieg eingerichtete System von Bretton Woods ein solches Festkurssystem. Mithilfe administrativ bestimmter Wechselkurse wollte man negative Effekte von starken Wechselkursschwankungen (Volatilitäten) oder destabilisierenden Spekulationen unterbinden und eine stärkere internationale wirtschaftspolitische Koordination erreichen. Dazu unterlagen die Wechselkurse einer festen Bindung an den Dollar, der die Funktion einer Leitwährung einnahm. Da die anderen Zentralbanken zu Interventionen verpflichtet waren, mussten sie bei einer Überschussnachfrage nach oder einem Überschussangebot an ausländischer Währung Devisen verkaufen oder kaufen, um den festgesetzten Kurs innerhalb der festgelegten engen Bandbreiten von +/- 1 % um den US-$ zu halten. Da die Geldmenge hierdurch endogen vorgegeben wird, haben die Länder, die an einem Festkurssystem teilnehmen, keine Möglichkeit zu einer autonomen Geldpolitik mehr. Problematisch ist außerdem, dass das außenwirtschaftliche Gleichgewicht (und damit der Ausgleich der Leistungsbilanz) nicht mehr durch automatische Wechselkursanpassungen erreicht werden kann. Neufestsetzungen der Leitkurse waren nur in Ausnahmefällen vorgesehen (Stufenflexibilität der Wechselkurse).
 
 Mischformen zwischen völlig fixen oder völlig flexiblen Wechselkursen
 
Das bis Ende 1998 gültige Europäische Währungssystem (EWS I) war ein System fester, aber anpassungsfähiger Leitkurse, die fallweise und im gegenseitigen Einverständnis geändert werden konnten. Besonderheit war, dass die Leitkurse gegenüber einem Währungskorb ermittelt wurden, der aus Währungen der Teilnehmerstaaten bestand. Damit sollte verhindert werden, dass eine Währung die Rolle der Leitwährung einnimmt. Da Schwankungen in größeren Bandbreiten als in einem reinen Festkurssystem erlaubt waren, wird das EWS auch als Zielzonensystem bezeichnet. Eine andere Mischform ist das kontrollierte oder schmutzige Floating (Managed Floating). Ohne festgelegte Interventionsregeln wie im System fester Wechselkurse werden die grundsätzlich flexiblen Wechselkurse durch gezielte Interventionen fallweise geglättet oder zum eigenen wirtschaftspolitischen Vorteil beeinflusst.

Universal-Lexikon. 2012.

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